30 Jahre UN-Konvention für die Rechte des Kindes
Es braucht die «gewaltfreie Erziehung» im ZGB
(Zürich)(PPS) Die UN-Konvention für die Rechte des Kindes feiert am 20. November ihren 30. Geburtstag. Die Schweiz hat die Konvention 1997 unterzeichnet: Noch immer fehlt die gesetzliche Verankerung der «gewaltfreien Erziehung» im Zivilgesetzbuch (ZGB).
Die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes kommt nur schleppend voran: Die Schweiz ist von der Uno bereits zweimal gerügt worden, weil sie das Recht auf die «gewaltfreie Erziehung» bisher nicht auf Gesetzesebene festgeschrieben hat. Der Bundesrat lehnte bis heute sämtliche Vorstösse mit der Begründung ab, die derzeitige Gesetzeslage genüge. Dem widersprechen die Erfahrungen vieler Fachpersonen im Bereich Kindesschutz sowie zahlreiche Studien zum Thema Gewalt an Kindern.
In den nächsten Monaten erhält der Nationalrat eine neue Chance: Alt CVP-Nationalrätin Géraldine Marchand Ballet fordert in der hängigen Motion Nr. 18.3603 vom Juni 2018 ein Gesetz, das körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Massnahmen gegenüber Kindern als unzulässig erklären soll. Diese Zielsetzung kann mit einem gesetzlich zu verankernden Recht auf gewaltfreie Erziehung gewährleistet werden. In Deutschland und Österreich ist die Gewalt an Kindern seit der Einführung einer entsprechenden Gesetzesbestimmung merklich gesunken.
Es ist höchste Zeit für ein Umdenken auch in der Schweiz: Es braucht eine gesetzliche Regelung ausserhalb des Strafrechts und eine Sensibilisierungskampagne, umso mehr, als gemäss einer ZHAW-Studie[1] ein Fünftel der Jugendlichen zu Hause schwere Gewalt erlebt. Hinzu kommt: Gewalt unter Erwachsenen ist absolut verpönt. Ebenso Gewalt von Lehrpersonen an Kindern. Weshalb soll dies gegenüber Kindern im Elternhaus anders sein? Mit Zustimmung zur Motion für ein Gesetz für die «gewaltfreie Erziehung» würde der neu zusammengesetzte Nationalrat ein wichtiges Zeichen hin zu weniger Gewalt an Kindern setzen.
[1] Baier, Dirk, Prof. Dr.: Studie zur Entstehung von politischem Extremismus unter Jugendlichen in der Schweiz, ZHAW, 2017
