- Der Schweizer Euler Hermes Export Forecast steht im zweiten Quartal 2021 auf 1.85 Punkten (Vorquartal: 3.13 Punkte). Trotz Rückgang verharrt der Indikator weiterhin auf hohem Niveau.
- Alle Zeichen stehen auf Konjunkturboom. Auch wenn der Wirtschaftsaufschwung diesen Sommer seinen Zenit erreicht haben dürfte, ist in den Folgequartalen weiterhin mit robustem Wachstum zu rechnen. Euler Hermes erwartet 2021 eine Zunahme des Welthandelsvolumens von +7.7 Prozent und ein Schweizer Wirtschaftswachstum von +3.6 Prozent.
- Die Schweizer Exportindustrie profitiert von der starken Dynamik der Weltwirtschaft und überschreitet erstmals die 60-Milliarden-Marke. Allerdings werden Lieferkettenengpässe und die Halbleiterknappheit den Aufschwung voraussichtlich etwas dämpfen.
(Wallisellen)(PPS) Auch im zweiten Quartal 2021 liegt der Euler Hermes Export Forecast mit 1.85 Punkten deutlich über der Nullpunktelinie, die dem langjährigen mittleren Wachstumskurs der Schweizer Exportindustrie entspricht. Obwohl der Forecast um 1.4 Punkte tiefer liegt als vor drei Monaten, verharrt er weiterhin auf einem hohen Niveau, das zuletzt in der Erholungsphase nach der Finanzkrise 2009 erreicht wurde. Folglich ist mit einem steten Wachstum der Schweizer Exportwirtschaft zu rechnen. Der im Vorquartal erreichte Rekordwert von 3.13 Punkten war auf die sehr tiefen Vergleichswerte aus dem Vorjahr zurückzuführen. Diese Basiseffekte spielen auch im Mai und Juni noch eine Rolle, allerdings in geringerem Ausmass.
Schweizer Konjunktur befindet sich im Sommerhoch
Nachdem die Wirtschaft noch Anfang des Jahres nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt ist, stehen nun alle Zeichen auf Konjunkturboom. «Der Wirtschaftsaufschwung dürfte zwar in den Sommermonaten seinen Zenit erreicht haben, doch auch in den folgenden Quartalen ist mit robustem Wachstum zu rechnen,» sagt Katharina Utermöhl, Europa-Ökonomin bei Euler Hermes. «Eine Delta-Konjunkturdelle zum Jahreswechsel 2021/22 kann zwar nicht ausgeschlossen werden, doch angesichts des guten Impffortschritts ist aktuell nicht mit einem erneuten harten Lockdown zu rechnen. Allerdings könnte ein Anziehen der Corona-Restriktionen genügen, um die Investitionstätigkeit und den privaten Konsum etwas zu dämpfen.» Euler Hermes erwartet für 2021 derzeit eine Zunahme des Welthandelsvolumens von +7.7 Prozent (2022: +6.2 Prozent). Die Schweizer Wirtschaft wird voraussichtlich um +3.6 Prozent wachsen (2022: +3.0 Prozent) und bereits im Spätsommer 2021 ihr Vorkrisenniveau erreichen.
Exportindustrie profitiert von dynamischer Weltwirtschaft
Generell wurden die wirtschaftlichen Prognosen für die meisten Ländern in den letzten Monaten nach oben revidiert. Eine Ausnahme bilden lediglich die Schwellenländer: Sie und die generell weniger entwickelten Nationen leiden unter der geringen Impfstoff-Verfügbarkeit. Die Frühindikatoren der Industrie bleiben dennoch auf Rekordkurs. Weltweit nehmen Neuaufträge aus Exportmärkten zu, wenn auch etwas weniger stark als in der Binnenwirtschaft. Im verarbeitenden Gewerbe ist die Expansion breit abgestützt. Verbesserungen waren global in der Konsum-, Vorleistungs- und Investitionsgüterindustrie zu verzeichnen. «Die Schweizer Exportindustrie dürfte in den kommenden Monaten weiter von der starken Dynamik der Weltwirtschaft profitieren. Mittlerweile verbessert sich auch die Arbeitsmarktlage,» kommentiert Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz. Einige Branchen, insbesondere das Auto- und das Baugewerbe leiden allerdings unter Lieferkettenengpässen, wofür vor allem Verzögerungen in der Abfertigung von Frachtschiffen an chinesischen Häfen und die Halbleiterknappheit verantwortlich sind. «Diese Probleme werden den Aufschwung voraussichtlich zwar nicht aus der Bahn werfen, wohl aber etwas dämpfen. Denn sie treiben die Kosten in die Höhe, was zu einem der stärksten Anstiege der Einkaufspreise in den letzten 13 Jahren geführt hat,» so Ruf.
Schweizer Exporte erreichen neuen Höchststand
Der schweizerische Aussenhandel befindet sich im Aufschwung. Das verdeutlicht die Handelsbilanz, die im zweiten Quartal 2021 mit einem Überschuss von 11.5 Milliarden Franken schloss. Die Exporte wuchsen saisonbereinigt um +3.2 Prozent (real: +1 Prozent) und überschritten in diesem Quartal erstmals die 60-Milliarden-Marke. Der Anstieg ist mehrheitlich auf chemisch-pharmazeutische Produkte zurückzuführen: gemäss der Eidgenössischen Zollverwaltung entfielen drei Viertel der Gesamtzunahme auf diese Sparte. In Bezug auf die Absatzmärkte haben im zweiten Quartal nur die Lieferungen nach Europa zugenommen (+5.6 Prozent), während die Exporte nach Asien (-1.7 Prozent) und Nordamerika (-0.6 Prozent) abnahmen. Die Importe nahmen ebenfalls um 3.8 Prozent (real: +1.2 Prozent) zu, wobei sich auch bei den Einfuhren ein wesentlicher Beitrag auf chemisch-pharmazeutische Produkte (+5.1 Prozent) stützt.