(Zürich)(PPS) Der Treibstoffabsatz in der Schweiz ist im Juli gegenüber den Vormonaten und insbesondere im Vergleich zu den Vorjahren deutlich eingebrochen. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass die Tankrabatte in Italien, Frankreich und Deutschland zu einem zunehmenden Tanktourismus geführt haben. Hinweise darauf, dass diesen Sommer generell weniger gefahren wurde, sind keine auszumachen.
Die Absatzzahlen des Monats Juli zeigen es deutlich: Diesen Sommer wurde in der Schweiz deutlich weniger Benzin und Diesel getankt, als es in den vergangenen Jahren der Fall war: Gemäss der vor wenigen Tagen erschienenen offiziellen Absatz-Statistik der Carbura weisen die Treibstoffabsätze im Juli ein Minus von 15% gegenüber dem Juli-Durchschnitt der Jahre 2017 – 2021 aus.
Erheblicher Tanktourismus in Grenzgebieten
Die Gründe für diese Entwicklung sind gemäss Avenergy-Geschäftsführer Roland Bilang in den Tankrabatten zu finden, die Italien, Deutschland und Frankreich den Konsumentinnen und Konsumenten seit einigen Monaten gewähren. «Durch die Senkung der Treibstoffsteuern in unseren Nachbarländern ist das Tanken in der Schweiz deutlich unattraktiver geworden; dies spüren insbesondere die Tankstellen in Grenznähe», so Bilang. Vereinzelt mussten Stationen in Grenznähe in den letzten Wochen und Monaten Umsatzeinbussen von bis zu 60% verkraften – wobei die Verluste umso höher ausfallen, je näher eine Tankstelle an der Grenze liegt.
Dabei sind es nicht nur Schweizer Autofahrerinnen und Autofahrer, die für eine Tankfüllung extra über die Grenze fahren. Ebenfalls ins Gewicht fallen die zehntausenden von Grenzgängern, die unter den derzeitigen Preisverhältnissen die Tankstelle am Wohn- derjenigen am Schweizer Arbeitsort vorziehen. Auch Touristen aus Deutschland, Holland oder Belgien, die ihren Zwischenstopp auf dem Weg nach Süden normalerweise in der Schweiz zur Tankfüllung nutzen, haben diesen 2022 auf jenseits der Grenze verschoben.
Tankstellen von Schliessung bedroht
Vor den Folgen dieser Entwicklung hat Avenergy Suisse bereits vor drei Monaten gewarnt. Nun bewahrheiten sich leider die damaligen Prognosen: Erstens gefährdet der Tanktourismus Jobs und Infrastruktur in der Schweiz. Eine Tankstelle, die monatelang Verluste schreibt, kann nicht einfach in den Standby-Modus geschaltet werden, sondern muss schliessen, Kündigungen inklusive. Zweitens befördert der Tanktourismus immer auch den Einkaufstourismus, denn wer im Ausland tankt, erledigt oft auch seine täglichen Einkäufe ennet der Grenze. Drittens entgehen dem Fiskus durch den Geldabfluss ins Ausland hunderte Millionen an Mineralölsteuern – Geld, das u.a. zum Bau und Unterhalt von Strassen fehlt. Und schlussendlich werden CO2- und Energiestatistiken frisiert: aufgrund der niedrigen Absatzzahlen entsteht fälschlicherweise der Eindruck, es würde generell weniger Auto gefahren.
Auch wenn Deutschland die Tankrabatte auf Anfang September aufgehoben hat, werden die Probleme weiter bestehen. Solange Frankreich und Italien an der künstlichen Verbilligung des Treibstoffs festhalten, werden der Tanktourismus und die damit verbundenen negativen Folgen für die Volkswirtschaft in den betroffenen Grenzregionen nicht abreissen.
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