Schweizer Firmen in China: Optimismus-Schub nach Covid

von redaktion

Schweizer Firmen in China: Optimismus-Schub nach Covid

Kategorie: Allgemeine Infos, Wirtschaft | Eingetragen am 26. Mai 2023 um 09:17 Uhr

  • Die Schweizer Wirtschaftstreibenden in China haben ihre Zuversicht wiedererlangt: In der aktuellen «Swiss Business in China» Umfrage gaben 62 Prozent der Befragten an, im Jahr 2023 höhere oder deutlich höhere Gewinne im Vergleich zum Vorjahr zu erwarten.
  • Der Vertrauensindex ist mit 7,2 von 10 nicht nur höher als 2022, sondern sticht auch historisch hervor.
  • Die strikten Null-Covid-Massnahmen haben die Schweizer Unternehmen in China getroffen: Ein Viertel der Befragten gab an, dass die Massnahmen die China-Umsätze um 30 Prozent oder mehr reduziert haben.
  • Geopolitik beeinflusst die Wirtschaft: Obwohl Schweizer Firmen China nach wie vor als wichtigen Investitionsmarkt sehen, berichten 42% der Befragten, dass sie Investitionen aufgrund internationaler Spannungen verschieben oder zurückziehen.

Nicolas Musy, Delegierter des Verwaltungsrats der Swiss Centers Group Nicolas Musy, Delegierter des Verwaltungsrats der Swiss Centers Group

Entscheidungsträger von Schweizer Unternehmen in China haben nach dem Ende der Null-Covid-Politik in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt ihr Geschäftsvertrauen zurückgewonnen: In der aktuellen «Swiss Business in China» Umfrage erwarten 62 Prozent der Befragten höhere oder deutlich höhere Gewinne in China im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr. «In den Jahren vor der Pandemie 2019, 2018 und 2017 erwarteten 48 Prozent der Unternehmen höhere Gewinne. Allerdings stieg der Anteil der Schweizer Firmen, die geringere Gewinne erwarten, in der Umfrage 2023 auf 13 Prozent, während der Durchschnitt der drei Jahre vor der Pandemie bei sieben Prozent lag», erklärt Nicolas Musy, Delegierter des Verwaltungsrats der Swiss Centers Group, einer Non-Profit-Organisation, die die asiatischen Markteintrittshürden für Schweizer Unternehmen senkt. «Noch wichtiger ist, dass das Geschäftsvertrauen jetzt höher ist als vor der Pandemie. Wir haben den Vertrauensindex erstmals 2014 entwickelt. 2014 war das einzige Jahr vor der Pandemie, in dem die Schweizer Entscheidungsträger eine noch grössere Zuversicht hatten als 2023.»

Die «Swiss Business in China» Umfrage wurde von der Universität St. Gallen (HSG), der Swiss Centers Group und China Integrated in Zusammenarbeit mit der Schweizer Botschaft in China, SwissCham China, Swissnex, Economiesuisse, Switzerland Global Enterprise und dem Swiss Chinese Chamber of Commerce veröffentlicht. Die umfassende Studie beinhaltet Antworten von 111 Schweizer Firmen, sowohl KMU als auch Grossunternehmen, und wird als repräsentativ für die rund 600 Schweizer Unternehmen in China angesehen. (Download der kompletten Studie)

Die Umfrage beinhaltet eine Messgrösse zum Vergleich des Vertrauensniveaus von Schweizer Unternehmen im Laufe der Jahre. In der aktuellen Umfrage erreichte das Geschäftsvertrauen der Befragten in Bezug auf das nächste Jahr einen Wert von 7,2 auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zuversichtlich) bis 10 (sehr zuversichtlich). Ebenso hoch ist die Zuversicht für die nächsten fünf Jahre (7,17). «Nach der Öffnung Chinas hat sich das Vertrauen der Schweizer Unternehmen erholt. Schweizer Unternehmen sehen in China sehr gute Chancen für ihre Geschäfte. Dieses Vertrauensniveau wurde im ersten Quartal 2023 mit Blick auf das Geschäftsumfeld gemessen. Dieser Ausblick ist immer noch weniger positiv als im Jahr 2022 vor dem Lockdown, als die Zuversicht den höchsten verzeichneten Wert erreichte», betont Musy.

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Natürlich hatten Chinas Null-Covid-Massnahmen mit strikten Lockdowns, geschlossenen Grenzen und allgegenwärtigen Tests negative Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen im Reich der Mitte. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer gab an, dass die Massnahmen ihre Verkäufe in China um 30 Prozent oder mehr verringerten. Weitere 21 Prozent meldeten Umsatzrückgänge zwischen zehn und 30 Prozent.

Die Investitionspläne gehen jedoch mit der neugewonnenen Zuversicht einher. Zhen Xiao, Geschäftsführer der Swiss Centers Group, erklärt: «38 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie ihre Investitionen in China erhöhen wollen, während nur ein Prozent eine Reduzierung plant. In Null-Covid-Zeiten planten noch 18 Prozent der Schweizer Unternehmen, ihre Investitionen in China zu verringern.» Allerdings scheint die Investitionsstimmung im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie, als mehr als die Hälfte der Befragten höhere Investitionen plante, immer noch verhalten. «Nach einer wirtschaftlich turbulenten Zeit scheinen sich viele Entscheidungsträger zurückzulehnen und die Entwicklung zu bewerten, bevor sie grosse Investitionsentscheidungen treffen», analysiert Xiao.

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Grösste Herausforderungen: Personal und Wirtschaftsabschwung
Die Umfrage brachte interessante Einblicke in die Herausforderungen, vor denen Schweizer Unternehmen stehen. Bei der Frage nach den grössten internen Herausforderungen zeigen die Ergebnisse eine Neuordnung der Prioritäten: Die Suche nach talentierten Mitarbeitern und deren Bindung ist immer noch die grösste Herausforderung, obwohl sie als weniger wichtig angesehen wird als ein Jahr zuvor. Nicolas Musy: «Bemerkenswerterweise sehen wir beim Vergleich von 2023 mit 2022, vor dem Lockdown, zwei wesentliche Unterschiede: Die Änderung der Unternehmensstrategie in Richtung China, bisher nicht als Option angeboten, steht an zweiter Stelle in der Liste der internen Herausforderungen. Mangelnde Innovationsfähigkeit, 2022 noch auf dem zweiten Platz, fällt auf den siebten Platz. Dies deutet darauf hin, dass Schweizer Unternehmen das Thema Innovation zumindest im Vergleich zu anderen internen Herausforderungen neuerdings als zweitrangig auf ihrer Prioritätenliste betrachten.»

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Auch die externen Herausforderungen für Schweizer Unternehmen haben sich deutlich verändert. Nach der Wiedereröffnung hat sich der Wirtschaftsabschwung von Platz vier vor einem Jahr zur grössten Herausforderung entwickelt. Harter Wettbewerb, die grösste Sorge des vergangenen Jahres, fiel auf den zweiten Platz zurück. Steigende Arbeitskosten, die zweitwichtigste Herausforderung, die in der Umfrage 2022 identifiziert wurde, verlor zwei Plätze und liegt in diesem Jahr auf Platz vier. Nicolas Musy: «Durch das geringere Wachstum und möglicherweise den Austritt einiger Akteure aus dem Markt hat die Pandemie die Intensität des Wettbewerbs in China verringert. Allerdings werden inländische chinesische Wettbewerber mittlerweile als wichtiger wahrgenommen, da sie leistungsfähiger und professioneller werden.»

Die neuen Elemente, die in die Liste potenzieller Herausforderungen hinzugefügt wurden, nämlich geopolitische Spannungen und pandemiebedingte Störungen, wurden von 35 bzw. 38 Prozent der Befragten nach der Wiedereröffnung ausgewählt. «Während Pandemiethemen jetzt wahrscheinlich ganz unten auf der Liste stehen würden, sollte die Bedeutung geopolitischer Themen nicht unterschätzt werden», erklärt Musy.

Geopolitik als wichtiger Faktor
In der Studie wurde zunächst gefragt, wie sich die Geopolitik im Juni 2022, nach dem Lockdown, auf die Investitionspläne von Schweizer Unternehmen auswirkt. Damals hatten 46 Prozent der Befragten vor, Investitionen zu verschieben, zu reduzieren oder zu stoppen. Daran hat sich in der Umfrage 2023 nichts wesentlich geändert: 43 Prozent der Befragten antworteten auf dieselbe Weise.

«Die Möglichkeit weiterer Sanktionen, die die USA und neuerdings auch die EU gegen chinesische Unternehmen verhängen, erhöht die Komplexität für Wirtschaftstreibende in China. Das ist ein Thema, mit dem sich Schweizer und andere internationale Unternehmen in den vergangenen 30 Jahren der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas nie auseinandersetzen mussten», betont Musy.

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Quelle:
Swiss Center Shanghai
www.swisscenters.org

Links:
Swiss Business in China Studie
Universität St. Gallen (HSG)
Swiss Centers Group
China Integrated
Schweizer Botschaft in China
SwissCham China Swissnex
Economiesuisse
Switzerland Global Enterprise
Swiss Chinese Chamber of Commerce

Über die Swiss Centers:
Gegründet im Jahr 2000 als gemeinnützige schweizerisch-chinesische Public Private Partnership, ist Swiss Centers heute bei weitem das grösste Cluster von Schweizer Unternehmen in Asien.

Swiss Centers hat mit praktischen Lösungen die Geschäfte von mehr als 400 Firmen in China unterstürzt – sowohl KMU als auch Grossunternehmen. Unter anderem hat Swiss Centers mehr als 100 Unternehmen in China aufgebaut, sowohl im B2B als auch im B2C Bereich, Produktionsbetriebe, Büros und Vertriebsfirmen, die in verschiedenen Sektoren aktiv sind. In Zusammenarbeit mit den diplomatischen Vertretungen der Schweiz in China führt Swiss Centers Umfragen durch, die eine Detailsicht auf die Situation von Schweizer Firmen in China ermöglichen. Gleichzeitig bewirbt Swiss Centers die Swiss Made Marke und die Schweiz als Land der Qualität, Innovation und Industrieführerschaft.

Mit strategisch positionierten Standorten an Chinas dynamischer Ostküste (Shanghai und Tianjin) passt sich Swiss Centers laufend an die Bedürfnisse der Schweizer Wirtschaft an und bietet:

  • Bezugsfertige Büros sowie Werkstatt-, Ausstellungs- und Lagerräumlichkeiten
  • Beziehungen mit lokalen chinesischen Behörden und Kontakte zu Schweizer Regierung und Institutionen in China
  • Unterstützung für den sicheren Technologietransfer und den Schutz geistigen Eigentums
  • Zugang zu professionellen Dienstleistungen für KMUs in allen Bereichen des Setups und der Unternehmensentwicklung in China (Recht, Steuer, Buchhaltung, Personalbeschaffung, Personalmanagement, IT, Marketing)
  • Massgeschneiderte Lösungen wie das Hosting von Mitarbeitern vor Ort oder die Lagerung und Lieferung von Waren für Kunden in der Freihandelszone von Shanghai, um die Geschäftsentwicklung in China und in Asien zu erleichtern

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